Mehrmals im Jahr findet eine solche Feier statt, in Zeiten der Pandemie in der Pfarrkirche St. Ulrich, weil die Klinikkapelle aufgrund der Abstandsregeln zu klein ist und derzeit keine Gottesdienstbesucher von außen kommen dürfen.
Der Gottesdienst ist jenen Frauen und Männern gewidmet, die in den vergangenen Monaten auf der Palliativstation verstorben sind – an ihrer schweren Tumorerkrankung, manche auch an einer anderen gravierenden und am Ende unheilbaren Erkrankung. Viele von ihnen haben, wenn sie auf die Station kommen, bereits einen intensiven und kräftezehrenden Weg hinter sich: Hoffen und Bangen, Ringen um Leben und der Versuch, loszulassen, wenn dieser Weg des Abschiednehmens am Ende trotz aller Heilungsbemühungen unvermeidlich geworden ist. Auf der Palliativstation wird die fachgerechte Hilfe und das aufmerksame, individuelle Umsorgen bewusst so ausgerichtet, dass die Patientinnen und Patienten möglichst symptomfrei werden und häufig wieder nach Hause, in eine Pflegeeinrichtung oder ein stationäres Hospiz entlassen werden können. Ist die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass eine Verlegung nicht mehr möglich erscheint und der Tod nahe ist, erfahren diese Patientinnen und Patienten eine behutsame Sterbebegleitung durch das Betreuungsteam der Station, zu dem Ärzte, Pflegende, Physiotherapeuten, der Sozialdienst und die Seelsorge gehören.
Bonhoeffer selbst, der um die existentielle Bedrohung seines eigenen Lebens wusste, schreibt in einer der Liedstrophen: „Lass warm und still die Kerzen heute flammen, die du in unsere Dunkelheit gebracht. Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es: dein Licht scheint in der Nacht.“ Das Entzünden der Kerzen auf den Altarstufen (siehe Bild) nimmt dieses Vertrauen auf den bergenden und tragenden Gott auf. Und wenn bei jeder Kerze, die entzündet wird, der Name eines Verstorbenen vorgelesen wird, verbinden wir uns miteinander in der Hoffnung, dass er und sie jetzt das Leben in Fülle erfahren darf.
Matthias Mader