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Ökumenische Klinikseelsorge Kaufbeuren

Wider die Scham – Scham überwinden

 
Wir schämen uns über Vieles – Schwangerschaftsstreifen, schlaffe Muskeln, Süchte, Fehler bei der Kindererziehung, Ausraster, falsche Entscheidungen; Rückfälle; …
Scham ist ein erlerntes Gefühl – Kinder bis zwei Jahre kennen keine Scham.
Die Angst - die große Schwester der Scham – sie liegt oft hinter unserer Scham. Ängste und Scham verhindern Leben – zumindest hindern sie uns an vielem Schönen.

Dabei will uns die Scham eigentlich behüten – vor Lebenszeichen, die sozial nicht akzeptiert sind – vor Handlungen, die die Würde verletzen würden – die eigene oder die von anderen. Scham ist die Hüterin der Menschenwürde sagt der Sozialwissenschaftler Dr. Stephan Marks.
Vieles an Scham ist aber gesellschaftlich gemacht – sie ist nicht selten ein höchst ungerechtes und unnötiges Gefühl. Zum Beispiel der Umgang mit psychischen Erkrankungen, mit Trauer oder auch der überkritische Blick auf unseren Körper mit unguten Leitbildern. So schämen wir uns für Manches und leiden, nur, weil eine entscheidende Wende in Sachen Akzeptanz und Toleranz nicht vollzogen wird.

Schon ganz am Anfang der Bibel taucht die Scham auf – als dem Menschen nach dem verbotenen Genuss der Frucht der Erkenntnis klar wurde, dass er / sie nackt war. Verschämt wurde ein Lendenschurz um den Leib geschlungen und sich vor Gott versteckt. Der ruft sie: „Adam (wörtl. Mensch) wo bist Du?“
Der sich schämende Mensch wird gesucht – er hat aus der Perspektive des Schöpfers nichts von seiner Würde verloren. Gott will herausholen aus dem Versteck der Scham und hineinführen in die Freiheit des Geschöpfes Gottes – ins Leben mit offenem Visier. Ein Leben im Vertrauen und im Bewusstsein: ich bin okay! Geliebt von Gott – so wie ich bin.
Frei nach dem Oktoberfest-Motto: „Ausg´schämt is!“

Weißt Du, was Du bist?
Du bist ein Wunder!
Du bist einmalig!
Auf der ganzen Welt
gibt es keinen zweiten Menschen,
der genauso ist wie Du.
Und Millionen von Jahren sind vergangen,
ohne dass es je
einen Menschen gegeben hätte wie Dich.
Schau Deinen Körper an,
welch ein Wunder!
Deine Beine, Deine Arme,
Deine geschickten Finger, Dein Gang.
Jawohl, Du bist ein Wunder.
Und wenn Du nachdenkst,
kannst Du dann einem anderen weh tun,
der, wie Du selbst,
auch ein Wunder ist?

Pablo Casals


Der wunderbare Text von Pablo Casals als Lied finden Sie hier.