Klinikseelsorge-Kaufbeuren.de
Ökumenische Klinikseelsorge Kaufbeuren

Besuch bei Pfarrer Anton Hagenauer

Seelsorge ist die Muttersprache der Kirche, so hat es einmal eine Theologin formuliert. Einer, der diese Ursprache der Kirche meisterlich zu sprechen versteht, ist Pfarrer Anton Hagenauer, der Ende Juni seinen 92. Geburtstag feiern konnte. Nach langen Jahren in der Gemeindeseelsorge war er von 1988 bis 2004 Klinikseelsorger in Kaufbeuren. Mit seiner treuen Pfarrhausfrau Johanna Jäger lebte er in dieser Zeit in Frankenried und betreute dort auch die Pfarrgemeinde. Beide wohnen und leben nun seit Jahren im Ruhestand in Bad Wurzach, wo ich sie Anfang Juni besuchen konnte.

Da ich die vielen Erfahrungen meines damaligen Vorgängers gerne für unser jetziges Team und Archiv festhalten wollte, nahm ich für das Gespräch ein Diktiergerät mit. Auch ein paar Fragen hatte ich im Gepäck, war dann aber bewegt und erfreut über das lebendige, facettenreiche Erzählen meines Gesprächspartners, sodass es meinerseits nur weniger Fragen bedurfte. An vielen Einzelbeispielen lies Pfarrer Hagenauer anschaulich erkennen, wie er sich mit persönlicher Hingabe und im guten Zusammenspiel mit Ärzten und Therapeuten um die Kranken kümmerte. Wie er ihnen nachging, manchmal auch mit den Angehörigen im Kontakt stand, um so gut wie möglich zu unterstützen und der heilend-stärkenden Kraft des Glaubens Raum zu geben. Eindrücklich berichtete er von regelmäßigen Segensgottesdiensten im damaligen Kreisklinikum sowie von der individuellen Begleitung einzelner durch Gebet und Segen, etwa durch einen gemeinsamen Besuch der BKH-Thomaskirche. Die gelebte Ökumene im Zusammenspiel mit dem evangelischen Kollegen war dabei selbstverständlich.

In seinen ersten Klinikjahren hatte Pfarrer Hagenauer im Grunde drei Krankenhäuser zu betreuen. Das jetzige Klinikum in Trägerschaft von Stadt und Landkreis war damals noch auf zwei Standorte verteilt. Mit einem klar gegliederten „Stundenplan“ und täglich gleicher Zeiteinteilung gelang es ihm, die vielen Aufgaben unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig eine wohlwollend-ruhige Präsenz und jederzeitige Ansprechbarkeit auf den Stationen auszustrahlen. Die Feier der Hl. Messe war ihm dabei ein wichtiger Eckpfeiler. 1995 übernahm im BKH Pfarrer Thomas Blab die Seelsorgeverantwortung, während Pfarrer Hagenauer weiterhin für die Stadt- und Kreisklinik zuständig blieb. 2004 ging er hier in den Ruhestand, ist aber nach wie vor in der Seelsorgeeinheit Bad Wurzach als Zelebrant aktiv und besucht Gläubige etwa anlässlich einer Krankensalbung.

Seelsorge hält jung! Zumindest, wenn man sich wie Pfarrer Hagenauer eine Grundgelassenheit und ein tiefes Vertrauen in Gottes vielfältiges Wirken bewahren konnte. Seelsorge nimmt den und die einzelne(n) in den Blick, lässt sich auf manchmal verschlungene, von Krisen und Widerständen belastete Lebenswege ein. Und sie versucht, immer wieder Hoffnung zu vermitteln: durch Zuspruch, Rat oder fürbittendes Gebet, einem unaufdringlichen Nachgehen oder auch nur einem schweigend-behutsamen Nahe-sein.

Es war für mich ein Geschenk, in Pfarrer Hagenauer eine durch langjährige Praxis geprägte Seelsorger-Persönlichkeit kennenzulernen. Dass Frau Jäger seinen Dienst in jahrzehntelanger Aufmerksamkeit so wunderbar unterstützt hat, verdient große Anerkennung. Und es ist schön, dass sich beide auch jetzt im hohen Alter als treue Weggefährten gegenseitig stützen und ermutigen können. Wünschen wir ihnen weiterhin viel Segen!

Matthias Mader