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Ökumenische Klinikseelsorge Kaufbeuren

Impuls des Monats Dezember

Herzlich willkommen auf unserer Homepage!

Das Jahr geht seinem Ende zu und wir haben schon den ersten Advent gefeiert.

Advent ist ein Wort mit mehreren Bedeutungen. Immer hat es jedoch etwas mit Ankommen zu tun: Ankommen bei sich selbst, bei Gott. Auch: Sich vorbereiten auf eine Begegnung mit dem menschgewordenen Gott.

Die nachfolgende Geschichte handelt  von so einer Begegnung. Es ist die Geschichte von Paul….

Ich bin’s Paul

Paul sitzt auf den kalten Steinen der Kirchentreppen von St. Jakob. Wie so oft bettelt er um Almosen. Wenn Gottesdienst ist, öffnet er den Besuchern die Tür und lächelt sie mit seinem fast zahnlosen Mund freundlich an.

Der 55jährige gehört zur Schar der Obdachlosen die ums tägliche Überleben kämpfen. Sein Körper ist ausgemergelt, nicht nur von Kälte und Hunger, sondern vor allem durch den Alkohol. Er sieht viel älter aus als er ist. Wenn er doch nur die Kraft hätte gegen die Sucht anzukämpfen denkt er so oft. Und er nimmt sich fest vor, mit dem Trinken aufzuhören. Aber wenn der Abend kommt und mit ihm die Erinnerungen an seine Familie, die er bei einem tragischen Unfall verloren hatte, dann greift er zur Flasche. Der Alkohol betäubt dann die Leere in seiner Seele, wenn auch nur für kurze Zeit. Die Weinflasche ist seine treue Begleiterin, und die Leberzirrhose und andere Krankheiten fressen an ihm. Die Farbe seines Gesichts lässt nichts Gutes ahnen. Für die Leute des Viertels gehört Paul irgendwie zu der Kirchentreppe, so wie eine Statue. Und so behandeln sie ihn auch. Die meisten beachten ihn kaum und die; die ihn wahrnehmen, fragen sich, wie lange er wohl noch durchhält.

Jeden Abend, wenn es dunkel ist, und ihn keiner sieht, schlüpft Paul in die dunkle und leere Kirche.

Dann setzt er sich auf die Kirchenbank in der ersten Reihe, direkt vor den Tabernakel. Dort sitzt er schweigend und bewegungslos fast eine Stunde, bevor er aufsteht, durch den Mittelgang schlurft, hin zum Hauptportal und im Dunkel der Nacht verschwindet. Wohin weiß keiner, aber am nächsten Morgen sitzt er wieder vor dem Portal der Kirche.

Und so vergehen die Tage. Der Kirchenmusiker, Michael, fragte ihn einmal: „Paul, ich sehe, dass du jeden Abend in die Kirche gehst. Was machst du denn dort in dieser Stunde? Betest du?

„Ich bete nicht“ antwortete Paul. „Wie sollte ich denn beten können! Seit der Zeit als ich als kleiner Junge im Religionsunterricht war; habe ich alle Gebete vergessen. Ich, kann keines mehr! Was ich da mache? Das ist ganz einfach: Ich gehe zum Tabernakel, dort wo Jesus ganz allein in seinem Kästchen ist, und sage ihm: Jesus! Ich bin’s Paul. Ich komme dich besuchen. Und dann bleibe ich noch ein bisschen, damit halt jemand da ist.“

Am Morgen des Heiligen Abends bleibt der Platz, an dem Paul so viele Jahre gesessen hat, leer. Michael macht sich sofort auf die Suche nach ihm. Nach einiger Zeit findet er ihn im Krankenhaus. Am Morgen fanden ihn Passanten bewusstlos unter einer Brücke und holten den Notarzt. Jetzt liegt Paul im Krankenbett.

Als der Musiker ihn sieht, erschrickt er: Paul ist an viele Schläuche angeschlossen, sein Atem geht flach. Und er hat die für Sterbende typische graue Gesichtsfarbe.

„Sind Sie ein Angehöriger?” Die Stimme des Arztes schreckt Michael aus seinen Gedanken. „Nein, aber ich werde mich um ihn kümmern, antwortet er spontan. „Da gibt es nicht mehr viel zu tun. Er liegt im Sterben.“ Der Arzt schüttelt betrübt den Kopf. Michael setzt sich neben Paul, nimmt seine Hand. Dann geht er traurig nach Hause. Am nächsten Tag kommt er wieder und ist schon darauf gefasst, die traurige Nachricht von seinem Tod zu bekommen... Aber nein, was ist das? Er traut ihren Augen nicht. Paul sitzt aufrecht und frisch rasiert in seinem Bett. Mit wachen Augen und lebendigem Blick schaut er Michael freudig an. Ein Ausdruck unbeschreiblichen Glücks strahlt aus seinem leuchtenden Gesicht. Der Musiker kann es nicht glauben: Ist das wirklich der Mann der noch gestern mit dem Tode rang? „Paul, das ist ja unglaublich. Du bist gar nicht mehr wieder zu erkennen: Was ist nur mit dir passiert?“ „Na ja, es war gestern Abend, kurz nachdem du gegangen bist. Da ging es mir gar nicht gut. Und dann habe ich plötzlich jemand hier am Fußende meines Bettes stehen sehen. Er war schön, so unbeschreiblich schön ... Das kannst du dir gar nicht vorstellen! Er lächelte mich an und sagte: Paul! Ich bin`s, Jesus. Ich komme dich besuchen.“

Erzählt von Jürgen Welzel

Wir wünschen Ihnen in dieser Advents- und Weihnachtszeit viele gute Begegnungen!

Ihre Klinikseelsorger des BKH Kaufbeuren