Da ich diesen Impuls am Reformationstag schreibe, fällt mir ein Gedanke aus den Grußworten der Stadt- und Kreisvertreter wieder ein. Sie nahmen bei der Pflanzung des Seelenbaums am Welttag der seelischen Gesundheit (10. Oktober) Bezug auf ein geflügeltes Wort von Martin Luther: Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!
Vielleicht ist unser Seelenbaum – eine junge, aber schon hochgewachsene Winterlinde – über diesen bedeutungsschweren Satz ein wenig erschrocken. Und doch: mit Belastungen und Krisen hat die Seele immer wieder zu kämpfen, auch wenn es persönlich nicht gleich ein Weltuntergang sein muss. Die anhaltende gesellschaftliche Krisenstimmung ist eben kein günstiger Boden, kein tragendes Erdreich für seelische Balance, um das Bild der Pflanzung noch einmal wachzurufen.
Nicht weit von Rathaus und Jugendzentrum, wo die Schraderstrasse auf die B16 trifft, steht nun dieser Baum, den die Stadt Kaufbeuren zum Auftakt der Tage seelischer Gesundheit durch die freundlichen Stadtgärtner pflanzen ließ (auch an dieser Stelle nochmals Dank dafür!). Die Idee und das Anliegen des Seelenbaums sind bereits an anderen Orten umgesetzt worden. Ich selbst habe es in Dresden miterleben dürfen. Zuvor war der frühere Direktor der Heiligenfeld-Kliniken, J. Galuska, Initiator dieser Idee in Bad Kissingen.
Bleibt noch die Einladung, diesen Baum über die Tage seelischer Gesundheit hinaus unser aller Aufmerksamkeit zu empfehlen. Was ruft er in Ihnen wach? Was braucht Ihre Seele in diesen Tagen? Was möchte da vielleicht neu zum Blühen kommen? Was ist für Sie die tiefere Quelle, das verborgene Wurzelwerk, aus dem Sie Lebenskraft ziehen?
Lieber Seelenbaum, erinnere uns leise und unaufdringlich an diesen Schatz in unserem Leben. Einfach durch Dein Dasein. Und Dein Aufblühen, wenn der Frühling wieder kommt…
Matthias Mader