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Ökumenische Klinikseelsorge Kaufbeuren

Loslassen für mehr Freiheit

Vor Kurzem habe ich eine Übung zum Loslassen gemacht. Der Anleitende lud uns ein etwas, das wir loslassen möchten aufzuschreiben und diesen Zettel, gefaltet oder zerknüllt in unsere Hand zu nehmen und dann bewusst loszulassen. Alle Gruppenmitglieder warfen den Zettel mit Kraft und Schwung auf den Boden. Das nachspüren und einander teilhaben lassen klang dann in etwa so: befreiend… erleichternd… und auch ein wenig skeptischer: schön wäre es, wenn es so einfach wäre…

Wir wurden eingeladen den Zettel noch einmal in die Hand zu nehmen, was mir ziemlich widerstrebte um noch eine andere Form von Loslassen auszuprobieren.

Dieses Mal mit der Handfläche nach oben!
Was war das für ein Unterschied! Das trotzige, wütende Wegwerfen wurde verwandelt in ein Öffnen und Freigeben. Und mir wurde klar – das, was ich gerne loslassen würde, ist ein Teil von mir. Und wenn ich mich nicht selber ablehnen und verneinen möchte, dann entspricht mir die offene Art des Loslassens doch viel mehr. In dieser Geste ist eine gewaltfreie Verwandlung enthalten und das kommt meiner Lebenserfahrung doch viel näher als der radikale Schnitt. Er kommt mir meistens doch wieder entgegen – wie so eine Art Jo-Jo.

Das, was ich loslassen möchte darf mich verlassen und gleichzeitig Teil meiner Geschichte bleiben. Es wird veränderbar – handhabbar – ich kann leichter weitergehen. Mein Hier-und-Jetzt kann sich verändern. 

Etwas von meiner Bedürftigkeit offen dem Leben / Gott hinzuhalten mit der Absicht und Bitte um Veränderung ist eine gut christliche Haltung.
Besonders deutlich kommt sie in der Eucharistiefeier zum Ausdruck wo nicht nur Brot und Wein, sondern auch die Menschen verwandelt werden zu neuem Leben.
Und es kommt auch sehr schön in einem Lied zum Ausdruck, das mich und viele andere berührt. Es heißt: "Lege deine Sorgen nieder" von Sefora Nelson. Hier geht es zum anhören hier finden Sie den Text.

Vielleicht kommen Sie im Anhören oder auch beim nächsten Gottesdienstbesuch auch ins Loslassen.
Ich wünsche es Ihnen und grüße Sie herzlich


Jürgen Holzheu


„Loslassen kostet weniger Kraft als festhalten. Und dennoch ist es schwerer.“ (Detlev Fleischhammel)